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von Alexander Mühl
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Inspirierende Persönlichkeit

BWB-Vortrag am 11.11.24 in München über Ellen Ammann – ein katholisches Vorbild auch für heute

„Eine Fremde sieht viel mehr an einem Ort als Einheimische. Bei Ellen Ammann war das genauso: Als gebürtige Stockholmerin hat sie die Nöte der Menschen in München wahrgenommen und sich engagiert, damit es ihnen besser ging“, betont Dr. Elfriede Schießleder in ihrem Vortrag über die beeindruckende Frau.

Ammann, die als Ellen Aurora Sundström 1870 in Stockholm geboren wurde und in einem liberalen Elternhaus, das zum Bildungsbürgertum zählte, aufgewachsen war, konnte nach dem Abitur nicht Medizin studieren, was ihr Herzenswunsch gewesen war. Ihr Vater war kurz zuvor gestorben und deshalb war das Geld knapp. Insofern absolvierte sie eine Ausbildung in schwedischer Heilgymnastik – eine Art Physiotherapie und damals hochmodern. So kam der junge Münchner Orthopäde Dr. Ottmar Ammann nach Stockholm, um sich darin ausbilden zu lassen. Dabei wohnte er bei Ellen Ammann und ihrer Mutter, verliebte sich bald, warm um die junge Frau und schließlich war sie bereit, ihn zu heiraten und mit ihm nach München zu ziehen.

Ellen Ammann war bereits zuvor heimlich katholisch geworden, denn zu dieser Konfession fühlte sie sich hingezogen. Allerdings durften schwedische Staatsbürger damals nur der evangelischen Staatskirche angehören. Nachdem sie aber auswanderte, durfte sie ihre Konversion offiziell bekannt geben.

 

Rückständiges Bayern

In München war Ellen Ammann erst einmal geschockt von der Lebensweise in der bayerischen Hauptstadt, denn hier durften Mädchen noch kein Abitur ablegen, geschweige denn studieren. Mit Unterstützung ihres Mannes gelang es Ellen Ammann, sich mit wichtigen Verbündeten aus gutbürgerlichen und adligen Familien zu vernetzen. So konnte sie eine Reihe von Werken und Verbänden gründen, die bis heute bestehen.

Der Landesverband Bayern des Katholischen Deutschen Frauenbundes geht auf sie zurück, ebenso der Sozialverband IN VIA, der in Bayern unter anderem Trägerin der katholischen Bahnhofsmissionen ist, die Katholische Stiftungshochschule München und Benediktbeuern, das Säkularinstitut ASE, das als Gemeinschaft der Diakoninnen gegründet wurde und dem auch verheiratete Frauen beitreten durften. Ellen Ammann wurde 1919 als eine der ersten fünf Frauen in den Bayerischen Landtag gewählt als Abgeordnete der Bayerischen Volkspartei.

Bei allen ihren Aktivitäten war sie eine große Vernetzerin und Impulsgeberin: „Ellen Ammann ist überall da, wo es brennt“, erklärt Referentin Elfriede Schießleder. Zum Beispiel am Münchner Hauptbahnhof, um mit gleichgesinnten Frauen Zuhälter von ankommenden jungen Mädchen vom Land fernzuhalten – notfalls mit Hilfe des Regenschirms. Oder später als Abgeordnete, wo sie auch mit Frauenrechtlerinnen und eher links oder liberal eingestellten Persönlichkeiten für ihre Anliegen kämpft. Bei allem war sie eine spirituell suchende Frau, die immer in geistlicher Begleitung war und täglich gebetet hat.

 

Hitlerputsch verhindert

Historisch am verdienstvollsten war zweifellos, dass sie hinter den Kulissen dafür sorgte, dass der Hitlerputsch 1923 gescheitert ist. Als sie aus Kreisen der Dienstbotinnen einer Freundin davon hörte, dass die Nazis für den Abend des 9.11.1923 einen Umsturz planten, ließ sie alle Regierungsmitglieder, die ihr Sohn per Fahrrad erreichen konnte, in die von ihr gegründete Soziale Frauenschule einladen, wo sie in Sicherheit waren und dann von dort aus nach Regenburg fliehen konnten, so dass eine intakte Notregierung zur Verfügung stand. Letztlich brachte das die Polizei dazu, den Hitlerputsch niederzuschlagen.

Ellen Ammann starb 1932 an einem Gehirnschlag, unmittelbar nachdem sie im Landtag eine Rede für die Belange kinderreicher Familien gehalten hatte. Zu ihrer Beisetzung kamen tausende von Menschen aus allen Ständen, um sich von ihr zu verabschieden. Ein Jahr später erschien die erste Biografie über Ellen Ammann, die jedoch sofort von den dann regierenden Nationalsozialisten eingezogen und vernichtet wurde. Auch die gleich nach ihrem Tod eingesetzt habende Verehrung an ihrem Grab wurde so jäh unterbrochen. Fast wäre diese inspirierende Persönlichkeit folglich in Vergessenheit geraten.
Der KDFB Bayern und die anderen Gründungen Ellen Ammanns arbeiten nun aktiv daran, dass diese vorbildliche Frau heute wieder der Bekanntheitsgrad zukommt, der ihr gebührt.

„Wir werden mit dafür beten, dass Ellen Ammann in absehbarer Zeit seliggesprochen wird“, versprach nach dem Vortrag Christl Güntner als Leiterin der Veranstaltung mit großem Dank an Elfriede Schießleder.

Text und Foto: Gabriele Riffert; Das Foto zeigt die Referentin mit den Teilnehmern im Läuger-Zimmer des KKV Hansa Hauses (Quelle Teaserbild: Wikipedia)

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